Mit dem richtigen Equipment ist Milch schnell aufgeschäumt, aber es schmeckt trotzdem irgendwie nicht richtig gut? Es könnte an der Temperatur liegen.

Genauso wie die Kaffeezubereitung in all den bekannten Varianten und genauso wie die Kaffeeröstung, ist auch die Zubereitung von Milchschaum bei näherer Betrachtung eine Wissenschaft für sich. Da hier viele Variablen eine Rolle spielen, ist die eine perfekte Methode, Konsistenz und Temperatur kaum zu benennen. Dabei gibt es aber zumindest einige Gesetzmäßigkeiten und schlichte Fakten, die bei der Zubereitung helfen können. Wir wollen daher hier etwas Licht ins Dunkel rund um den Milchschaum bringen. Wie entsteht Milchschaum überhaupt? Frischmilch, fettarm oder Vollmilch? Welche Milch eignet sich am besten und worauf ist dabei in Sachen Temperatur zu achten? Bei welcher Temperatur lässt sich Milch am besten aufschäumen und welche sollte trotzdem nicht überschritten werden? Diese und viele weitere Fragen wollen wir hier beantworten.

Wie entsteht Milchschaum?

Wenn Milch in Schaumform gebracht wird, liegt das unterm Strich an zwei Stoffen, die von außen über die Milchlanze in die Flüssigkeit gezwungen werden – Wasserdampf und Luft. Dazu wird außerdem Energie in Form von Temperatur in die Milch gebracht, was die chemischen Eigenschaften einiger Bestandteile der Milch entscheidend verändert. Im Endeffekt sorgen zwei dieser Bestandteile für gelungenen Schaum – die Proteine und das Fett. Die Proteine werden bei höherer Temperatur entwirrt und legen sich so kugelförmig um die von außen eingebrachten Luftmoleküle. Das stabilisiert diese und sorgt so für kleine Luftbläschen, welche wiederum die Grundlage für die schaumige Konsistenz sind, die wir so gerne haben wollen.

Die in der Milch enthaltenen Fette dagegen destabilisieren den Schaum. Eine fettarme Milch wird also tendenziell immer bessere Ergebnisse liefern, als das mit fettreicher Vollmilch möglich ist. Trotzdem ist Fett natürlich wichtig, denn nur mit Fett kommt auch Geschmack und das angenehm weiche Gefühl auf der Zunge beim Trinken in die Kaffeetasse. In Sachen Geschmack ist es also immer von Vorteil, mit frischer und fettreicher Milch zu arbeiten. Wie kann man dann aber den Nachteil bei der Schaumbildung ausgleichen? Ganz einfach, denn an der Stelle kommt die Temperatur der Milch ins Spiel.

Die richtige Temperatur

Zum Glück gibt es zu allen möglichen Themen mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen und somit belastbare Zahlen. Das ist auch bei der Milchaufschäumung der Fall. Dazu hat das International Dairy Journal schon im Jahr 2008 ein Dokument mit dem Titel The influence of temperature on the foaming of milk veröffentlicht. Hier geht es also um den „Einfluss der Temperatur auf die Aufschäumung von Milch“. Die Zusammenfassend lassen sich aus der Untersuchung zwei grundlegende Regeln formulieren. Ersten: Je höher die Temperatur, desto größer auch das Milchschaumvolumen. Zweitens: Je höher der Fettgehalt der Milch, desto höher sollte die Temperatur sein. Als Empfehlung gaben die Autoren schließlich zwei Werte an, einen für fettarme Magermilch und einen für Vollmilch. Während die fettarme Variante den stabilsten Schaum bei einer Temperatur von lediglich 45°C erreicht hat, waren bei der Vollmilch immerhin 65°C nötig.

Nicht zu kühl aber auch nicht zu heiß

Wenn die Milch beim Aufschäumen nicht warm genug wird, wird auch kein stabiler und homogener Schaum möglich sein. Der Milchschaum wird zu dünn und es sind viele unterschiedlich große Blasen erkennbar. Aber auch das andere Extrem ist keine Option für uns, denn bei einer zu hohen Temperatur überzeugt zwar die Konsistenz, dafür leidet hier dann aber der Geschmack! Denn wenn es über die 70°C Grenze hinaus geht, kann die Milch tatsächlich verbrennen. Der Milchzucker reagiert dann bin den Proteinen und unangenehme Aromen entstehen. Das kann soweit gehen, dass die Milch die Kaffeearomen komplett überdeckt. Am besten ist es also, wenn man sich im Bereich zwischen 55° und 65°C bewegt. Hier sind die in der Milch enthaltenen Fett verflüssigt, die Schaumbildung gelingt optimal und auch der Geschmack kann überzeugen.

In der Praxis

Aber wie kann man die Milchtemperatur in der Praxis kontrollieren? Hier hilft tatsächlich nur Übung, denn erst mit etwas Erfahrung an der Milchlanze, kann man auch ungefähr einschätzen, wann die gewünschte Temperatur erreicht ist und wann man auf keinen Fall mehr Dampf zugeben sollte. Dabei können zwei Dinge helfen. Gerade zu Beginn ist ein Thermometer von Vorteil, da man nur so wirklich eine Zahl vor Augen hat. Das hilft dabei besser einzuschätzen, in welchem Temperaturbereichen sich die Außenseite des Milchbehälters wie anfühlt und wie sich der Schaum dabei entwickelt. Als grobe Richtlinie kann man dabei übrigens folgende Temperaturpunkte annehmen. Wenn man an der Außenseite keine Temperatur mehr wahrnimmt, hat die kalte Milch Körpertemperatur, also rund 37°C erreicht. Sobald man den Milchbehälter nicht mehr länger als 2-3 Sekunden berühren kann, sollte auch kein weiterer Dampf mehr gegeben werden. Dann dürfte die Milchtemperatur nämlich bereits jenseits der 60°C liegen. Nur für die extra-heiß Trinker, kann man an der Stelle dann noch einige Sekunden weiter erhitzen. Spätestens dann sollte aber Schluss sein, da ab hier der Geschmack leiden wird.

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